Meine Transition: Ein Weg voller Entscheidungen, Erkenntnisse und Fortschritte

Die Transition ist für jeden trans Menschen ein individueller und herausfordernder Prozess, der von medizinischen, psychologischen und persönlichen Entscheidungen geprägt ist. Für mich war es ein Weg, der unter den Regelungen des Transsexuellengesetzes begann – wohl wissend, dass das Selbstbestimmungsgesetz in naher Zukunft kommen könnte. Doch ich wollte nicht warten. Ich wollte handeln, um meinen Weg klar und sicher zu gestalten.

Der erste Schritt: Das Erwachen der Identität

Ab 2018 trat ich häufiger öffentlich als Sarah auf. Es war ein bewusster Schritt, um meine Identität zu erkunden und mich in meiner Haut wohler zu fühlen. Dieser Prozess der Selbstfindung führte mich schließlich zu einem entscheidenden Moment im Jahr 2019, als ich mich erstmals gegenüber einer engen Vertrauten als trans Frau outete. Es war kein einfacher Schritt, aber ein notwendiger, um authentisch zu leben.

Tiefenpsychologische Therapie: Sich selbst hinterfragen

Die tiefenpsychologische Therapie war für mich ein essenzieller Teil des Prozesses. Sie dient dazu, sicherzustellen, dass eine Transition nicht von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Borderline überlagert wird, die zuerst behandelt werden müssten. Für mich war die Therapie wie ein Sparring, ein Nahkampf, in dem ich meine Überzeugungen und mein Selbstbild immer wieder hinterfragen musste. Das hat mich gestärkt und mir geholfen, sicher zu sein, dass ich diesen Weg gehen will.

Hormontherapie: Der Körper folgt der Identität

Im Dezember 2021 begann ich mit der Hormontherapie. Sie ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine emotionale Veränderung. Der Körper wird mit Östrogen „geflutet“, wodurch die Produktion von Testosteron gestoppt wird. Zusätzlich nehme ich ein Herzmedikament mit Testosteronblocker-Effekt und individuell angefertigtes Medikament, um die Hormonanpassung zu optimieren.

Urologische Untersuchung: Ein notwendiger Schritt

Die urologische Untersuchung war eine Nachfrage des Medizinischen Dienstes, nachdem ich meinen Antrag auf Kostenübernahme für die Operation gestellt hatte. Sie diente dazu, die Notwendigkeit der Operation medizinisch abzusichern. Eine Diskussion in der Klinik über die Entfernung der Prostata brachte mich zu einer wichtigen Entscheidung: Die Prostata bleibt vorerst. Durch regelmäßige endokrinologische Untersuchungen können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Die Operation: Ein emotionaler Meilenstein

Der Antrag auf die Kostenübernahme für die genitalfeminisierende Operation wurde von der Barmer im Dezember 2024 genehmigt. Dieser Moment war ein Meilenstein, ein Zeichen dafür, dass mein Weg von medizinischer und juristischer Seite anerkannt wird.

Warum die Reihenfolge wichtig ist

Jeder Schritt in der Transition hat seinen Platz und seine Bedeutung. Die psychologische Stabilität, die durch die Therapie gewährleistet wird, legt den Grundstein für medizinische Eingriffe. Die Hormontherapie bereitet den Körper vor und reduziert die Geschlechtsdysphorie. Die urologische Untersuchung und die Operation sind dann der abschließende Schritt, um die Transition zu vollenden.

Schlussgedanke: Ein authentisches Leben

Ich habe meine juristische Transition unter den Regelungen des Transsexuellengesetzes vollzogen – eine bewusste Entscheidung, da mir klar war, dass das Selbstbestimmungsgesetz unsicher war. Für mich war das der richtige Weg, doch das bedeutet nicht, dass er für jede:n passt. Nicht jede:r trans Mensch strebt eine medizinische Transition an, und das ist völlig in Ordnung.

Jeder Mensch sollte das Recht haben, in seiner Haut glücklich zu werden, so wie er oder sie es möchte. Ich feiere mit allen, die sich für eine Operation entscheiden, und ebenso mit jenen, die sie nicht wollen. Für mich persönlich gehört die medizinische Transition unbedingt dazu. Meine „Heilung“, wenn man es so nennen möchte, wird erst mit der Operation abgeschlossen sein. Dann kann ich in vollem Umfang leben.

Was meine Geburtstage betrifft: Ich bleibe bei einem. Mein Geburtstag bleibt der 4. Januar – egal, wann ich die Mitteilung über meine Namensänderung erhalten habe oder wann die Operation stattfinden wird. Wichtig ist für mich, was auf meiner Geburtsurkunde steht: Geboren am 4. Januar 1970 als Sarah Jessica Susanne Mewes.

Gedanken zur Operation

Ich freue mich darauf, den Krankenhausaufenthalt zu erleben. Zwei bis drei Wochen im Krankenhaus, danach weitere zwei bis drei Wochen Ruhephase – das gibt mir Zeit, mich zu erholen. Ich werde die Versorgung und das Umsorgtwerden genießen und freue mich darauf, andere Menschen kennenzulernen, die einen ähnlichen Weg gehen.

Der Eingriff ist ein schwerer, aber ich habe keine Angst vor Komplikationen. Sollte doch etwas passieren, bin ich vorbereitet. Für mich überwiegt die Freude auf das, was kommt. Sobald ich den Termin in Essen habe, gibt es ein Update – bis dahin danke ich allen, die mich auf diesem Weg begleiten.


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