Submissivität wird oft missverstanden, insbesondere von Menschen, die sich nicht aktiv mit BDSM beschäftigen. Sie wird häufig mit Schwäche oder einem Verlust von Eigenständigkeit gleichgesetzt, was jedoch grundlegend falsch ist. Submissivität bedeutet vielmehr eine bewusste Entscheidung, Kontrolle abzugeben, und dies setzt eine enorme innere Stärke und Vertrauen voraus. In diesem Beitrag möchte ich meine persönliche Perspektive als Sub teilen und einige Themen beleuchten, die mich im Kontext von BDSM-Partys und Dynamiken immer wieder beschäftigen: Eigenverantwortung, die Rolle des Personals und die feinen Nuancen einer Sub-Dynamik.
Eigenverantwortung: Der Kern von Submissivität
Submissive zu sein, bedeutet nicht, Verantwortung abzugeben – ganz im Gegenteil. Der Kern jeder BDSM-Beziehung, insbesondere aus meiner Perspektive als Sub, ist die Eigenverantwortung. Wenn ich mich dazu entscheide, mich in die Hände einer Herrschaft zu begeben, ist das eine bewusste Wahl, die mit Vertrauen und Kommunikation verbunden ist.
Doch diese Eigenverantwortung endet nicht an der Schwelle zu einer BDSM-Party. Sie beginnt bereits bei der Entscheidung, ob ich eine Veranstaltung besuche und unter welchen Bedingungen. Ich informiere mich über die Hausregeln, hinterfrage, ob diese mit meinen Vorstellungen und Grenzen vereinbar sind, und treffe dann eine bewusste Entscheidung, hinzugehen oder eben nicht.
Für mich gehört auch dazu, zu wissen, was ich möchte und was nicht. Wenn ich mich auf ein Spiel einlasse, bin ich dafür verantwortlich, klar zu kommunizieren, wo meine Grenzen liegen und was mir wichtig ist. Sub zu sein bedeutet nicht, diese Verantwortung an die Herrschaft oder das Personal abzugeben. Es bedeutet, meine eigene Stimme zu finden und zu nutzen – sogar (oder gerade) in Momenten, in denen ich Kontrolle abgebe.
Die Rolle des Personals: Sicherheit vs. Störung
Ein immer wieder kontrovers diskutiertes Thema auf BDSM-Partys ist die Rolle des Personals. Es gibt Häuser, die proaktiv agieren und während eines Spiels auf Subs zugehen, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Ich persönlich finde diese Praxis problematisch, weil sie meinen Subspace stört – diesen Zustand tiefer Konzentration und Hingabe, der das Herzstück jedes Spiels ist.
Ich erinnere mich an eine Situation aus meiner Zeit als Dom, bevor ich meine Transition vollzogen habe. Während eines Spiels trat ein Mitglied des Personals an meine Sub heran und fragte, ob alles in Ordnung sei. Das hat mich damals extrem gestört, weil es die Dynamik des Spiels unterbrochen hat. Doch als ich mit meiner Sub darüber sprach, stellte sich heraus, dass sie die Intervention des Personals gut fand. Und genau das ist der Punkt: Was für mich als Sub oder Dom funktioniert, muss nicht für andere gelten.
Ich respektiere, dass Häuser ihre Regeln aufgrund von Erfahrungen gestalten. Wenn ich damit nicht einverstanden bin, dann besuche ich diese Häuser einfach nicht. Aber ich stelle mich nicht gegen das Personal, das diese Regeln nur umsetzt. Die Verantwortung, zu entscheiden, ob ich in einem bestimmten Kontext spielen möchte, liegt bei mir.
Kommunikation und Vertrauen: Die Basis jeder Dynamik
Die wohl wichtigste Grundlage jeder BDSM-Beziehung ist Kommunikation. Ohne sie gibt es kein Vertrauen, und ohne Vertrauen gibt es keine echte Submissivität. Besonders auf einer Party, wo Dynamiken zwischen Fremden entstehen können, ist es essenziell, dass beide Seiten – Herrschaft und Sub – offen miteinander sprechen.
Es gibt Subs, die auf Manöverkritik nach einem Spiel bestehen, um sich wertgeschätzt zu fühlen. Ich hingegen brauche das nicht. Ich weiß, dass ich ein „braves Mädchen“ bin, weil ich die Reaktionen meiner Herrschaft während des Spiels spüre. Dennoch verstehe ich, warum Manöverkritik für andere so wichtig ist, und verurteile es nicht. Jede Dynamik ist individuell, und was für mich funktioniert, muss nicht für andere gelten.
Die symbolische Kraft des Schweigens
Ein weiteres heikles Thema ist das Schweigegelübde, das manche Herrschaften ihren Subs auferlegen. Ich finde solche Regeln innerhalb eines Spiels faszinierend, aber außerhalb davon schwierig. Subs sollten immer die Möglichkeit haben, miteinander zu kommunizieren – ob durch Worte oder nonverbale Signale wie Augenkontakt. Es geht um gegenseitige Unterstützung und darum, eine Gemeinschaft zu schaffen, die für alle sicher ist.
Fazit: Submissivität ist keine Schwäche
Sub zu sein, bedeutet nicht, schwach oder willenlos zu sein. Es bedeutet, sich bewusst in eine Rolle zu begeben, die Verantwortung, Kommunikation und Vertrauen erfordert. Auf BDSM-Partys wie im Leben trägt jede:r von uns die Verantwortung, die eigenen Grenzen zu kennen und zu kommunizieren. Gleichzeitig sind wir alle Teil einer Gemeinschaft, die einander respektiert und unterstützt.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag Einblicke in meine Sichtweise bietet und dazu anregt, über die eigene Rolle im BDSM – ob als Sub, Dom oder Beobachter:in – nachzudenken. Es gibt keine universellen Regeln, nur individuelle Wahrheiten. Und genau das macht diese Welt so faszinierend.
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