Ein Essay über Hingabe, Grenzen und die Sehnsucht nach totaler Unterwerfung
Von Sarah
Einleitung: Kein Zuckerguss. Kein Mythos. Kein BDSM-Romantik-Kitsch.
Wenn Du diesen Artikel liest, dann vielleicht, weil Dich der Begriff „O“ fasziniert. Vielleicht hast Du Story of O gelesen. Vielleicht trägst Du bereits ein Halsband. Vielleicht fragst Du Dich, ob Du mehr bist als eine Sub – oder mehr sein willst. Dieser Text ist für Dich.
Ich schreibe als Frau, die viele Rollen gelebt hat: Sub. Sexarbeiterin. Und schließlich – O. Nicht als Ideal. Nicht als romantische Fantasie. Sondern als Entscheidung. Mit Risiko. Mit Blut und Tränen. Und mit einer Wahrheit, die sich nicht in Liebeslyrik verpacken lässt.
Wenn Du O werden willst, musst Du wissen, worauf Du Dich einlässt. Dieser Artikel ist keine Einladung. Es ist eine Warnung – und eine Wegbeschreibung.
Kapitel 1: Was ist Domestic Violence?
Beginnen wir mit dem dunkelsten Teil: Gewalt. Denn wenn wir über Hingabe reden, dürfen wir nie vergessen, wo sie aufhört und wo Gewalt beginnt.
Domestic Violence – oder häusliche Gewalt – meint jede Form von Gewalt in Partnerschaften oder familiären Beziehungen. Sie ist oft versteckt, systematisch und emotional tödlich.
Formen häuslicher Gewalt:
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Körperliche Gewalt (Schläge, Würgen, Festhalten)
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Sexuelle Gewalt (erzwungener Geschlechtsverkehr, entwürdigende Praktiken)
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Psychische Gewalt (Demütigung, Kontrolle, Isolation)
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Wirtschaftliche Gewalt (Zugang zu Geld verweigern, Schulden aufzwingen)
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Digitale Gewalt (Überwachung, Erpressung mit privaten Daten)
Was sagt das Gesetz?
In Deutschland regeln folgende Gesetze die strafbare Gewalt in Beziehungen:
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§ 223 StGB – Körperverletzung
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§ 240 StGB – Nötigung
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§ 241 StGB – Bedrohung
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§ 177 StGB – Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung
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§ 1 Gewaltschutzgesetz (GewSchG) – ermöglicht Schutzanordnungen, Wohnungsverweise, Kontaktverbote
Besonders relevant für BDSM-Praktiken ist:
§ 228 StGB – Einwilligung in Körperverletzung:
Körperverletzung ist nicht strafbar, wenn sie mit Einwilligung geschieht – sofern die Tat nicht „sittenwidrig“ ist.
Das bedeutet: Auch einvernehmlicher Schmerz kann strafbar sein, wenn er erheblich ist oder dauerhafte Schäden verursacht. Konsens schützt nicht alles. Kein „aber sie wollte das so“ macht Verstümmelung legal.
Kapitel 2: Was ist (Christian) Domestic Discipline?
Domestic Discipline (DD) ist kein BDSM, sondern ein Beziehungsmodell. In vielen Fällen ein gefährliches. In seiner „klassischen“ Variante basiert DD auf einer patriarchalen Struktur: Der Mann ist „Head of Household“ (HoH), die Frau unterwirft sich seiner Führung. Strafen – meist körperlich – dienen der „Erziehung“ zu Tugend, Ordnung und Gehorsam.
In der Variante Christian Domestic Discipline (CDD) wird diese Struktur theologisch begründet:
„Wives, submit yourselves to your own husbands as you do to the Lord.“ – Epheser 5,22
CDD ist besonders in evangelikalen Kreisen der USA verbreitet, aber auch in europäischen Subkulturen angekommen – meist unter dem Radar, aber mit nicht weniger Wucht.
Warum das gefährlich ist:
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Strafen sind nicht verhandelbar
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Es gibt oft kein Safeword
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„Zustimmung“ ist häufig einmalig – nicht lebendig
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Gottes Wille wird über psychische und körperliche Unversehrtheit gestellt
Die Frage ist nicht, ob diese Praxis „funktioniert“, sondern: Funktioniert sie im Recht und im ethischen Konsens? – Die Antwort ist meist: Nein.
Kapitel 3: Was ist Sub-Sein?
Sub-Sein – also die Rolle der submissiven Partnerin oder des submissiven Partners – ist im BDSM-Kontext wohl die bekannteste und sozial am meisten akzeptierte Dynamik.
Eine Sub entscheidet sich, Macht abzugeben. Für einen Abend. Eine Szene. Ein Wochenende. Oder für mehr.
Kennzeichen gesunder Sub-Dynamiken:
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Safeword jederzeit gültig
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Limits schriftlich oder verbal festgehalten
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Verhandlung vor, während und nach jeder Szene
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Aftercare als verbindlicher Teil
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Einvernehmlichkeit (Consent) bleibt jederzeit abrufbar
Ein Sub zu sein bedeutet nicht, ein Opfer zu sein. Es bedeutet, sich freiwillig zu beugen – in einem Rahmen, der ständig auf Konsens überprüft wird.
Das ist nicht dasselbe wie O-Sein. Denn O gibt nicht nur Macht ab. O gibt sich selbst ab.
Kapitel 4: Was ist O-Sein?
O-Sein ist kein Spiel. Es ist ein Entwurf. Ein tiefgreifender Zustand. Eine selbstgewählte Form der Entgrenzung.
Der Begriff stammt aus dem Roman „Histoire d’O“ von Pauline Réage (1954). In ihm wird O zur vollkommen verfügbaren Frau – sexuell, emotional, körperlich, symbolisch. Sie wird zur Sache. Zum Besitz.
Was O-Sein ausmacht:
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Ring der O oder Branding als Eigentumszeichen
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Sexuelle Verfügbarkeit auf Befehl – auch für Dritte
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Rituelle Bestrafung und Präsentation
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Kein Widerspruch – nur Annahme
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Kein Eigentum am eigenen Lustempfinden
Ich sage nicht, dass das gesund ist. Ich sage, dass es möglich ist – wenn es bewusst, abgesichert und gewollt geschieht.
Ich habe diesen Weg gewählt. Und ich erzähle ihn Dir.
Kapitel 5: Mein O-Quiz – 10 Fragen, 10 Antworten, 100 % Wahrheit
Ich habe zehn Fragen beantwortet. Nicht für ein Spiel, nicht für Klicks, sondern als Selbstprüfung: Wie tief bin ich wirklich O?
Ich teile meine Antworten mit Dir – roh, ehrlich, und kommentiert. Vielleicht findest Du Dich darin wieder. Vielleicht erschrickst Du. Vielleicht sagst Du danach: Ja. Ich bin auf dem Weg.
Frage 1: Gibt es eine klare Vereinbarung mit Safeword und Limits?
Meine Antwort: Ja.
Ich erinnere mich genau. Er legte mir einen Vertrag vor. Nicht einfach ein Dokument – ein Bekenntnis. Drei DIN-A4-Seiten, nur über mich. Über meinen Körper. Meine Pflichten. Meine tägliche Disziplin.
Sexuelle Verfügbarkeit war umfassend geregelt: Masturbationsverbot, Blasenpflicht, Schlucken auf Befehl. Kein Platz für Diskussion. Nur Zustimmung oder Verzicht.
Das Safeword war „Apfelkuchen“. Es war wie ein stiller Notausgang in einem Haus ohne Fenster.
🟣 Analyse:
Vertraglich festgelegte Machtverhältnisse sind riskant – aber auch ehrlich. Sie schaffen Klarheit. Meine Vereinbarung enthielt Safeword, harte und weiche Limits, das war mein Rettungsanker.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
Im Buch gibt es keinen Vertrag. Nur Schweigen. O gehorcht, ohne gefragt zu werden. Ich war anders: Ich habe unterschrieben. Ich habe Ja gesagt. Bewusst.
📌 Ergebnis: 100 % O-kompatibel – mit Schutzmechanismen.
Frage 2: Gab es regelmäßige Check-ins ohne Schuld-Narrativ?
Meine Antwort: Ja.
Wenn etwas schiefging – ein geplatztes Kondom, ein Unfall, ein schiefer Eindruck – dann durfte ich sprechen. Ohne Strafe. Ohne Schuld.
Ich habe mich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Ergebnisse geteilt. Verantwortung übernommen.
🟣 Analyse:
In jeder TPE-Dynamik (Total Power Exchange) muss es schuldfreie Räume geben. Das schützt die Gesundheit – und das Menschsein.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
O hat keine Stimme. Ich hatte eine – leise, aber gehört. Das ist nicht Schwäche. Das ist Verantwortung.
📌 Ergebnis: Stark. Pflichtbewusst. Selbstbewusst. 100 % O mit reflektierter Sicherheit.
Frage 3: Gab es ein festes Aftercare-Ritual?
Meine Antwort: Ja – mein eigenes.
Ich brauche keine Umarmung. Kein Kümmern. Ich bin O. Ich stehe auf. Ich atme. Ich bringe den Müll raus.
Aber ich weiß: Das ist meine Stärke, nicht seine Pflichtlosigkeit. Wenn ich hätte reden wollen – ich hätte gedurft.
🟣 Analyse:
Viele Subs brauchen liebevolle Nachsorge. Ich brauchte Präsenz – meine eigene.
Nachsorge kann auch bedeuten, nicht zusammenzubrechen.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
Auch O steht einfach auf. Ohne Kuscheln. Ohne Tee. Wir ähneln uns. Und doch war ich nie alleine.
📌 Ergebnis: Unorthodox. Funktional. Authentisch. 100 % O – auf meine Weise.
Frage 4: Hatte ich freien Zugriff auf Geld, Telefon, Konten?
Meine Antwort: Ja.
Alles war mir zugänglich. Nur größere Ausgaben (>100 €) meldete ich – als Demutsübung.
Das war kein Zwang, sondern ein Ritual. Eine Geste der Hingabe. Nie verweigert. Immer respektiert.
🟣 Analyse:
Ohnmacht ist kein Ziel. Hingabe ist es. Und Hingabe braucht keine Entmündigung.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
Die Buch-O hätte nie gefragt. Weil sie nie durfte. Ich durfte – und fragte trotzdem. Aus Liebe.
📌 Ergebnis: Selbstbestimmt in der Abgabe. 100 % O mit integrer Eigenständigkeit.
Frage 5: Trug ich dauerhafte Symbole des Besitzes?
Meine Antwort: Ja.
Ring der O. Halsband. Sichtbar. Spürbar. Unausziehbar. Selbst heute – herrschaftslos – trage ich sie. Nicht als Nostalgie. Als Wahrheit.
🟣 Analyse:
Symbole sind keine Deko. Sie sind Verankerung. Erinnerung. Schwur.
Ich habe sie nicht getragen – ich war sie.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
O wird gebrandmarkt. Ich wurde gebunden. Aber in meinem Inneren – trage ich ein ähnliches Feuer.
📌 Ergebnis: 100 % O – mit Würde, nicht mit Wunden.
Frage 6: Gab es eine Exit-Strategie?
Meine Antwort: Ja.
„Bitte nehmen Sie mir das Halsband wieder ab.“ – das war alles. Kein Drama. Kein Theater. Nur ein Satz, der den Besitz beendet.
🟣 Analyse:
Wer keinen Notausgang definiert, baut ein Gefängnis – kein Refugium. Meine Strategie war leise. Aber sie war da.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
O hatte keinen Exit. Ich schon. Und darin liegt meine Kraft.
📌 Ergebnis: 100 % O – mit Rückfahrkarte. Ob ich sie nutze, ist meine Entscheidung.
Frage 7: Gab es regelmäßige medizinische Checks?
Meine Antwort: Ja.
Ich habe regelmäßig Tests gemacht. Als Sexarbeiterin sowieso – aber auch als O. Ich habe die Ergebnisse offen geteilt. Keine Geheimnisse. Keine Scham.
🟣 Analyse:
O-Sein heißt nicht: Risiko. Es heißt: Verantwortung – für sich selbst, für andere, für das System.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
Der Roman schweigt zu Gesundheit. Ich nicht. Ich bin verletzlich – aber nicht fahrlässig.
📌 Ergebnis: 100 % O – mit Schutz, nicht mit Naivität.
Frage 8: Gab es dokumentierte harte Tabus?
Meine Antwort: Ja.
Kein KV. Kein Fremdanalverkehr. Keine bleibenden Schmerzen ohne Anlass.
Mein Herr hatte kein Interesse an Gewalt um der Gewalt willen. Nur an Disziplin – und Hingabe.
🟣 Analyse:
Ein hartes „Nein“ schützt das „Ja“ davor, zur Pflicht zu verkommen. Meine Tabus waren wie Leuchttürme – auch bei Nacht sichtbar.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
O hatte keine Stimme. Ich hatte Grenzen. Und die blieben stehen.
📌 Ergebnis: 100 % O – mit Würde.
Frage 9: Gab es Sicherheitsprotokolle bei riskanten Missionen?
Meine Antwort: Ja.
GPS-Tracking. Safe-Calls. Fotos. Audios. Ich war unterwegs – aber nie verloren. Mein Herr wusste immer, wo ich bin. Er war nie bei mir. Und doch immer da.
🟣 Analyse:
CNC – Consensual Non-Consent – ist kein Freifahrtschein. Es ist ein Spiel mit Messern. Und ich trug Handschuhe.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
O wurde verschickt. Ich war unterwegs. Der Unterschied? Meine Beine gingen – mein Wille ging mit.
📌 Ergebnis: 100 % O – mit Sicherheitsseil.
Frage 10: Gab es regelfreie Ich-Zeiten?
Meine Antwort: Nein – bewusst.
Ich bin O. 24 Stunden. 7 Tage. Es gibt keine Pausen. Kein Sabbat. Kein Off-Modus. Und das ist meine Entscheidung.
🟣 Analyse:
Viele brauchen Inseln. Ich bin das Meer. Ich schwimme nicht. Ich bin Wasser.
▶️ Vergleich zur Roman-O:
Vielleicht war das unsere größte Gemeinsamkeit. Diese Kontinuität. Diese Stille. Dieses Immer.
📌 Ergebnis: 100 % O – aus Überzeugung.
Zusammenfassung: Sarah vs. O (die Romanfigur)
| Element | Roman-O | Sarah |
|---|---|---|
| Sprache | schweigt | spricht |
| Vertrag | keiner | drei Seiten |
| Safeword | keines | Apfelkuchen |
| Isolation | total | eingebettet |
| Exit | nein | ja |
| Kontrolle | absolut fremd | bewusst abgegeben |
| Körperpflege | fremdgesteuert | selbstverantwortlich |
| Schutz | fehlt | vorhanden |
📌 Fazit: Ich bin nicht die Romanfigur O. Aber ich bin O. Bewusst. Wach. Verantwortlich. Und entschieden.
Kapitel 6: Die psychologischen Schattenseiten des O-Seins
Ich habe gelernt, dass Hingabe nicht nur Lust bringt. Sie bringt auch Dunkelheit mit. Und manchmal auch Abgründe.
O zu sein ist kein Softcore-Kink. Es ist radikal. Und es kann zerstören. Besonders dann, wenn O-Sein nicht auf einem stabilen Fundament aus Selbstwert, Intelligenz und Lebensrealismus ruht.
6.1 Die Gefahr der Selbstauflösung
Ich habe selbst erlebt, wie leicht es ist, sich als O zu verlieren. Wenn Du nur noch funktionierst. Wenn Du nie mehr fragst, ob Du willst – sondern nur, ob Du gehorchst.
Dann wird aus Hingabe eine Einbahnstraße. Dann wird aus Demut eine Auslöschung.
Ich erinnere mich an Tage, an denen ich nicht mehr wusste, was ich mochte. Nur noch, was er mochte.
Das ist gefährlich. Denn O-Sein darf keine Form von Selbstverletzung sein. Es darf nicht zur Entschuldigung für Missbrauch werden – auch nicht durch Dich selbst.
6.2 Die Illusion der Kontrolle durch den Anderen
Viele Frauen glauben, dass Kontrolle durch den Dominanten Sicherheit bedeutet. Ich dachte das auch. Aber Sicherheit kommt nicht von ihm. Sie kommt von mir – durch meine Entscheidungen, meine Vorsorge, meine Grenzen.
Kein Dom der Welt kann Dir geben, was Du Dir selbst verweigerst: Integrität.
6.3 Der Drop – auch für O real
Sub Drop – dieses emotionale Tief nach Sessions – betrifft nicht nur Spiel-Subs. Auch Os fallen. Nur tiefer. Und stiller.
Ich erinnere mich an ein Wochenende nach einer besonders intensiven Fremdvergabe. Ich war erfüllt. Leer. Benutzt. Angebetet. Und am Montag saß ich in der Bahn, stumm, nicht in der Lage, mein eigenes Spiegelbild anzusehen.
O sein heißt: alles fühlen. Auch das, was brennt. Auch das, was bleibt.
6.4 Re-Humanisierung: Warum sie Leben rettet
Ich glaube an Rituale. Aber ich glaube auch an Rückkehr. An Räume, in denen ich einfach Sarah bin. Mit Kaffee. Mit Katze. Mit Tränen.
Ich nenne das: Re‑Humanisierung.
Das kann ein fester Abend sein, an dem ich nicht antworte, wenn jemand „O“ sagt. Oder eine Freundin, die mich fragt: „Wie geht es DIR – nicht Deinem Herrn?“
O-Sein braucht Ventile. Oder Du platzt.
Kapitel 7: Zwischen Recht, Realität und Risiko
7.1 Was ist noch legal?
Ich wurde oft gefragt: „Sarah, ist das, was Du machst, überhaupt legal?“
Die Antwort ist: Es kommt darauf an.
| Handlung | Legalität (DE) | Relevanter § |
|---|---|---|
| Einvernehmlicher Spanking-Sex | Ja, solange keine schweren Verletzungen | § 228 StGB |
| Ohnmachtsspiele, Atemkontrolle (Breathplay) | Hochriskant – kann als „sittenwidrig“ gelten | § 228 StGB |
| Sex mit Fremden gegen Bezahlung | Legal, aber reglementiert | Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) |
| Sex in der Öffentlichkeit | Strafbar bei Erregung öffentlichen Ärgernisses | § 183a StGB |
| Besitzverhältnisse im Beziehungsrahmen | zivilrechtlich irrelevant, psychologisch brisant | keine direkte Regelung |
Ich besitze noch heute einen gültigen Sexarbeitsausweis nach ProstSchG. Und trotzdem war mein O-Sein nie Arbeit. Es war Entscheidung. Frei – aber nicht immer harmlos.
7.2 Wenn ein „Ja“ nicht reicht
Das deutsche Recht schützt Konsens nur bedingt.
Ein „Ja“ zu Schmerzen kann ignoriert werden, wenn die Schmerzen „sittenwidrig“ sind. Ein „Ja“ zu Kontrolle kann juristisch entwertet werden, wenn Du Dich dadurch selbst gefährdest.
Und das ist gut so. Denn der Staat muss auch dann schützen, wenn Du es gerade nicht tust.
7.3 Wer trägt Verantwortung?
Ich sage: Beide.
Der dominante Part trägt Verantwortung für Fürsorge, Nachsorge, Kontrolle der Dynamik. Aber die O trägt die Verantwortung für ihren eigenen Weg. Für ihre Gesundheit. Für ihre psychische Hygiene.
Ich habe gelernt, mich selbst zu schützen – ohne meine Hingabe zu verraten. Das ist kein Widerspruch. Das ist Reife.
Kapitel 8: Gesellschaft, Vorurteil und Sichtbarkeit
O-Sein ist nicht Instagram-kompatibel. Es ist nicht massenfähig. Und oft nicht mal erklärbar.
Die Gesellschaft will starke Frauen. O wirkt wie das Gegenteil.
Aber was, wenn O-Sein gerade das Stärkste ist, was eine Frau tun kann?
Ich habe mein Leben nicht verschenkt. Ich habe es gestaltet – unter einem anderen Vorzeichen.
Ich bin nicht weniger feministisch, weil ich diene.
Ich bin nicht weniger wert, weil ich verfüge.
Ich bin nicht weniger klug, weil ich „Brav“ sage, wenn ich kommen darf.
Kapitel 9: Mein Fazit – und vielleicht auch Deins
Ich bin Sarah. Ich bin O.
Nicht weil ich muss. Sondern weil ich es will.
Ich habe mein Quiz gemacht. Ich habe meine Wahrheit gefunden. Ich weiß, was ich riskiere. Und ich tue es trotzdem – weil in dieser Hingabe meine Form von Freiheit liegt.
Vielleicht fühlst Du Dich ähnlich. Vielleicht hast Du Angst. Vielleicht bist Du schon unterwegs.
Call to Action: Bist Du auf dem Weg zur O?
Wenn Du Dich nach Besitz sehnst – nicht in Fesseln, sondern in Bedeutung.
Wenn Du nicht gefragt werden willst – sondern geführt.
Wenn Du Deine Schuld genießen willst – als Geschenk, nicht als Bürde.
Dann prüfe Dich. Stelle Dir die zehn Fragen, die ich mir gestellt habe. Und antworte ehrlich.
Aber geh niemals ohne Schutz.
Niemals ohne Vertrag.
Niemals ohne Exit.
Und wenn Du dann immer noch sagst:
„Ja – ich will O sein“ –
dann heiße ich Dich willkommen.
Mit Demut. Mit Stolz. Mit glühender Haut und wachem Geist.
Glossar
Aftercare
Nachsorge im BDSM: emotionale und körperliche Unterstützung nach intensiven Szenen. Kann Kuscheln, Gespräch, medizinische Versorgung oder Rückzug beinhalten.
Breathplay
Erotisches Spiel mit Atemkontrolle oder -entzug. Hochriskant. Lebensgefahr!
CDD – Christian Domestic Discipline
Religiös geprägtes Beziehungsmodell mit fester Hierarchie und Strafen, meist durch den Ehemann.
CNC – Consensual Non-Consent
Konsensuell abgesprochene Situationen, in denen scheinbar kein Konsens vorliegt. Nur sicher bei absolutem Vertrauen und dokumentierter Absprache.
Domestic Violence
Häusliche Gewalt – umfasst psychische, körperliche, sexuelle und ökonomische Gewalt.
Gewaltschutzgesetz (GewSchG)
Schützt Opfer häuslicher Gewalt. Ermöglicht Wohnungsverweise, Annäherungsverbote und Schutzanordnungen.
→ www.gesetze-im-internet.de/gewschg
O-Sein
Lebenskonzept basierend auf „Story of O“: totale Hingabe, Verfügbarkeit, symbolische Besitzverhältnisse.
ProstSchG – Prostituiertenschutzgesetz
Regelt Anmeldung, Gesundheitspflicht und Dokumentation bei Sexarbeit.
→ www.gesetze-im-internet.de/prostschg
Safeword
Vereinbartes Stoppsignal im BDSM, das alle Aktivitäten sofort beendet.
SSC – Safe, Sane, Consensual
Leitlinie für BDSM: sicher, geistig gesund, einvernehmlich.
Sub / Submissive
Unterwürfiger Part in einer BDSM-Dynamik – meist mit verhandelter Machtabgabe.
TPE – Total Power Exchange
Lebensmodell mit vollständiger Übergabe von Entscheidungsgewalt an eine dominante Person.
§ 228 StGB – Einwilligung in Körperverletzung
Erlaubt Körperverletzung nur, wenn sie nicht sittenwidrig ist.
→ www.gesetze-im-internet.de/stgb/__228.html
§ 183a StGB – Erregung öffentlichen Ärgernisses
Verbot sexueller Handlungen in der Öffentlichkeit.
→ www.gesetze-im-internet.de/stgb/__183a.html
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