Sub oder O? Das Regelwerk submissiver Fachschaften – Verträge, Macht und echte Hingabe


Frau in weißem Spitzenkleid mit schwarzem Halsband blickt selbstbewusst in die Kamera

Ich schreibe diesen Beitrag als Frau, die sich freiwillig Regeln unterwirft. Ich bin Sarah. Ich lebe meine submissive Seite nicht als Schwäche, sondern als Struktur. Ich schreibe nicht als Opfer. Und ich schreibe nicht für alle – aber vielleicht für dich.
Denn dieser Text ist kein BDSM-Einsteigerkurs und kein schlüpfrig verkleideter Porno.
Er ist ein Erfahrungsbericht, ein Regelkompendium, ein Kommentar zum Machtgefälle in Beziehungen – real, freiwillig, gefährlich und manchmal wunderschön.


1. Einführung – Ordnung als Form der Freiheit

Ich hatte einen Cosplay-Anzug.
Er war rot, langärmelig, billig und ist mir beim Fotoshooting in 25 Teile zerrissen.
Er war angelehnt an die Serie The Handmaid’s Tale, an diese fiktive Welt namens Gilead, in der Frauen reduziert sind auf Fruchtbarkeit, Gehorsam und Angst. Und obwohl ich diese Dystopie als politisch gefährlich ablehne – hat mich dieser Anzug erregt.

Warum?

Weil er eine Fantasie anspricht. Eine Kontrolle. Eine Ordnung. Eine Macht.
Und weil alles, was es gibt, irgendwo auch einen Kink hat.

Es gibt Raceplay, Uniformkink, Teacher/Student, Medical Play – und ja, es gibt auch „The Handmaid’s Kink“.
Das heißt nicht, dass jemand Gilead will. Es heißt, dass manche Menschen ihre Ängste in Szene setzen, um sie kontrollieren zu können. Oder um sie zu begehren.
Ich habe das getan. Ich tue es immer noch.
Und ich ordne meine Lust freiwillig einer Struktur unter, die mit Schmerz, Regeln, Dienst und Hingabe zu tun hat.

Was mir dabei hilft?
Ein Regelwerk. Ein Vertrag. Und die Frage: Wieviel Kontrolle will ich wirklich abgeben?


2. Verträge im D/s-Kontext – ein Überblick

2.1 Was ist ein „Sklavenvertrag“?

Ein sogenannter „Sklavenvertrag“ ist keine rechtlich bindende Urkunde.
Er ist ein symbolischer Konsensrahmen, eine Vereinbarung zwischen zwei (oder mehreren) Menschen, die festlegen, wie Macht, Kontrolle, Körper und Verantwortung im BDSM-Kontext verteilt werden.

Ein solcher Vertrag kann 2 Seiten lang sein oder 200.
Er kann scherzhaft formuliert sein oder juristisch trocken.
Er kann in der Öffentlichkeit überreicht oder heimlich in der Dropbox gespeichert werden.
Aber er hat immer eine Funktion: Klarheit.

2.2 Wozu braucht man ihn?

Ein Vertrag im D/s-Setting klärt nicht nur die Rollen – „Dom“, „Sub“, „Top“, „Bottom“, „O“, „Herr“, „Sklavin“, „Besitzer“, „Dienende“ – sondern auch ihre Grenzen.
Er schafft Vertrauen durch Form, indem er Dinge aufschreibt, die im Alltag schwer auszusprechen sind:

  • Welche Tabus gibt es?

  • Welche Rituale gelten?

  • Wie oft darf berührt, benutzt, bestraft werden?

  • Was passiert, wenn jemand die Regeln verletzt?

Und, ganz wichtig:
Was ist das Safeword – und was passiert, wenn es fällt?

2.3 Typische Vertragsinhalte (ein tabellarischer Überblick)

Abschnitt Inhalt Beispiel
Präambel Ziel, Rollen, Gültigkeit „Diese Vereinbarung regelt die Machtverteilung zwischen Herr X und Sub Y im Zeitraum …“
Begriffsdefinitionen Rollen, Titel, Abkürzungen Dom, Sub, O, Collaring, Dienst, Ritual
Pflichten der Sub/O Kleidung, Sprache, Verhalten „O trägt im Haus keine Kleidung, außer …“
Pflichten des Dom Fürsorge, Kontrolle, Verantwortung „Der Herr sorgt für körperliche Unversehrtheit …“
Safeword & Notfallregel Ampelsystem, Ausstiegssignal „‚Apfelkuchen‘ = sofortiger Abbruch“
Grenzen & Limits Tabus, medizinische Einschränkungen „Keine Nadelspiele, kein Atemplay“
Disziplinarsystem Strafen, Konsequenzen „Verstoß gegen Regel 3 → 10 Schläge“
Beendigungsklausel Kündigungsrechte, Rückzugsmöglichkeiten „Jede Partei darf jederzeit per Safeword kündigen“

Solche Verträge werden häufig in Anlehnung an romantische oder rechtliche Dokumente formuliert – mit Unterschriften, Siegeln, Übergabezeremonien, sogar Collaring-Feiern.

Aber bei aller symbolischen Aufladung gilt:
Sie sind vor Gericht nichts wert.
Ein deutscher Richter wird nie sagen: „Sie haben sich aber als Eigentum eines Mannes bezeichnet – selbst schuld.“
Deshalb: Wer Verantwortung übernimmt, trägt sie ganz real – und auch außerhalb der Rollenspielkulisse.


3. Zwei Welten: EPE und TPE im Vergleich

3.1 Was ist EPE – und was ist TPE?

Wenn zwei Menschen im Machtgefälle miteinander spielen, entscheiden sie nicht nur dass Kontrolle abgegeben wird – sondern auch wie weit.

Diese Abstufung verläuft zwischen zwei Polen:

Kürzel Bedeutung Kurzdefinition
EPE Erotic Power Exchange Machtabgabe nur im erotischen oder vereinbarten Rahmen
TPE Total Power Exchange Umfassende, permanente Verfügung über Zeit, Körper und Alltag

Beide Modelle sind gültig. Beide sind freiwillig. Aber sie funktionieren sehr unterschiedlich – psychologisch, organisatorisch und rechtlich.


3.2 Die Sub im EPE-Modus

Die klassische Sub lebt ihre Hingabe in Szenen, in Ritualen, in Zeitfenstern.

Beispiel:

Freitagabend 20:00 Uhr. Sie steht nackt vor der Tür, blindgefaltet, Handschellen bereit. Was folgt, ist heftig, lustvoll, kontrolliert – aber nach 3 Stunden ist Schluss. Sie duscht, zieht Jeans an, geht Pizza essen. Am Montag arbeitet sie als Teamleiterin.

EPE bedeutet:

  • Macht wird freiwillig teilweise abgegeben

  • Nur in bestimmten Kontexten: Play, Wochenende, Wohnung

  • Sub behält Kontrolle über Beruf, Finanzen, Wohnsituation

  • Vertrag ist meist temporär, überprüfbar, verhandelbar

Vorteil: Klare Grenzen, Alltagstauglichkeit, hohe Kommunikation
Risiko: Weniger Tiefe in der psychologischen Transformation


3.3 Die O im TPE-Modus

Die O lebt nicht in Phasen. Sie lebt in Struktur. Ihre Hingabe endet nicht nach dem Orgasmus. Sie ist durchgängig – und total.

Beispiel:

Sie trägt dauerhaft ein Halsband, das sie nur beim Duschen ablegt. Sie hat ihre Konten freigegeben. Ihre Garderobe wird vom Herrn bestimmt. Die Wohnung gehört ihm. Ihr Handy ist synchronisiert. Sie steht morgens um 6 auf, um seinen Kaffee zu kochen – obwohl sie arbeitslos ist.

TPE bedeutet:

  • 24/7‑Verfügbarkeit

  • Machtabgabe betrifft alle Lebensbereiche

  • O verzichtet dauerhaft auf bestimmte Entscheidungsfreiheiten

  • Emotionale Verschmelzung, ggf. Besitzsymbolik (Tattoo, Collar, Piercing)

Vorteil: Tiefe Transformation, Gefühl von völliger Hingabe
Risiko: Abhängigkeit, Missbrauchsgefahr, soziale Isolation


3.4 Vergleichstabelle: EPE vs. TPE

Merkmal EPE TPE
Zeit Szenen‑ oder tagesbasiert Permanent
Autonomie Beruf, Freizeit, Freunde frei Eingeschränkt bis aufgehoben
Verhandlung Häufig, dynamisch Anfangs ausführlich, später selten
Disziplin Szenen‑Strafen Strukturierte Regeln, Pflichtenheft
Besitzanspruch Symbolisch (z. B. Collar light) Realitätsnah (Collar, Tattoo, Eigentum)
Rücktrittsmöglichkeit Leicht möglich (z. B. per Safeword) Nur durch festgelegte Ausstiegsklausel
Beziehungstyp Rollenbasiert Identitätsübergreifend

4. Zwei reale Vertragstexte im Fokus

4.1 Der EPE-Vertrag (SM-Saar – Link ganz unten im Glossar)

Dieser Vertrag stammt aus der Szene – von einem BDSM-Verein erstellt, für Mitglieder bereitgestellt, pragmatisch, durchdacht.

Merkmale:

  • Gültigkeit: Begrenzter Zeitraum, z. B. 3 oder 6 Monate

  • Safeword: Ampelprinzip plus Notfallzeichen

  • Tabus: Klar geregelt, inklusive „Soft Limit“-Liste

  • Strafen: Klarer Katalog, keine bleibenden Schäden erlaubt

  • Fürsorgepflicht: Ausdrücklich festgehalten – der Herr muss für medizinische Nachsorge sorgen

Fazit:
Ein EPE-Vertrag, der beide Seiten schützt. Kein Eigentum, kein Besitzanspruch – aber sehr wohl klare Dominanz. Sub bleibt selbstverantwortlich – auch für die Einhaltung ihrer Grenzen.

4.2 Der TPE-Vertrag (Carina, Scribd – Link ganz unten im Glossar)

Dieser Text ist radikal. Eine Frau unterwirft sich vollständig – mit lebenslangem Vertrag, Namensänderung, Besitzübertragung.

Merkmale:

  • Lebensdauer: Unbegrenzt – nur der Herr kann kündigen

  • Eigentum: O erklärt sich selbst als Besitz

  • Rechteverzicht: Kommunikation, Kleidung, Sexualität vollständig kontrolliert

  • Strafen: Schmerzhaft, steigerbar, im Ermessen des Herrn

  • Exit: Nur bei lebensbedrohlichem Fehlverhalten durch den Herrn

Fazit:
Ein TPE-Vertrag in seiner extremen Form. Psychologisch belastbar – nur möglich bei vollständigem Vertrauen und exzellenter psychischer Gesundheit beider Parteien.


5. Selbsttest – Wo stehe ich?

Ich wollte es wissen.
Nicht nur theoretisch, nicht nur voyeuristisch. Ich wollte spüren, was es heißt, sich Regeln zu unterwerfen. Und mehr noch: Ich wollte herausfinden, wo ich stehe – zwischen EPE und TPE.

Bin ich eine spielerisch verhandelbare Sub?
Oder bin ich längst eine O – bereit zur Übergabe?


5.1 20 Fragen zur Selbsteinstufung

Ich habe mir 20 Fragen gestellt. 10 davon orientierten sich an den typischen Strukturen eines EPE-Vertrages, 10 an den Forderungen eines TPE-Systems. Ich habe sie ehrlich beantwortet – laut, spontan, im ersten Impuls.

Einige Beispiele:

  • „Wie wichtig ist dir Privatsphäre?“

  • „Wärst du bereit, einem anderen die Kontrolle über deine Finanzen zu überlassen?“

  • „Wie gehst du mit Strafen um?“

  • „Möchtest du wissen, was mit dir geschieht – oder überrascht werden?“

  • „Was bedeutet dir dein Name?“

Ich habe geredet. Lange. Offen. Manchmal zögerlich.
Und dann: bewertet. Skaliert. Gewichtet.


5.2 Mein Score: Sarahs Macht‑Barometer

Am Ende entstand eine Zahl.
Nicht endgültig. Nicht absolut. Aber: aufschlussreich.

Kategorie Punktwert (max. 50) Prozent
EPE 37 74 %
TPE 42 84 %
Gesamt 79/100 79 % O‑Tendenz

Was sagt das?
Dass ich keine Anfänger‑Sub bin.
Dass ich nicht nur „ein bisschen devot“ bin.
Dass meine Lust nicht endet, wenn das Spiel vorbei ist – sondern dass sie dann erst beginnt.

Ich bin nicht „O“, weil ich perfekt gehorche.
Ich bin „O“, weil mich die Idee von Besitz, von Form, von Tiefe nicht erschreckt – sondern beruhigt.


5.3 Download: Leser*innen-Test zum Mitmachen

Wer mag, kann meinen Fragebogen hier herunterladen und selbst ausfüllen:

📎 Download – EPE/TPE-Test: Wo stehst du? (CSV)

Ich empfehle:

  • Keine langen Erklärungen. Antworte aus dem Bauch.

  • Wähle eine Skala von 1–5.

  • Zähle deine Punkte pro Kategorie.

  • Lass dir Zeit – und dann sprich mit deiner Dominanz oder deiner Community darüber.

Denn: Wer sich seiner Position bewusst ist, kann Regeln aushandeln, statt sie unbewusst zu erdulden.


6. Erfahrungsbericht – Das Projekt „O“

6.1 Rituale, Aufgaben, Alltag

Ich habe ein Experiment gestartet: eine Woche als O – mit klaren Regeln, festen Aufgaben und täglichem Reporting.

Meine Rituale waren einfach:

  • Morgens: Standposition – 2 Minuten innere Achse spüren

  • Tagsüber: bewusste Handwäsche mit Atemfokus

  • Dreimal täglich: Momente des Collar-Gedankens

  • Einmal täglich: bewusster Dienstakt

  • Sonntag: Reflexionsbrief

Ich habe pünktlich geliefert. Ich habe strukturiert gelebt. Ich war stolz auf mich.
Ich habe Dinge aufgeräumt, die wochenlang liegen geblieben waren. Ich war klar, wach, geerdet.


6.2 Was funktioniert hat

  • Klarheit: Die Tagesstruktur war Gold wert.

  • Körperbindung: Die Achsenübung am Morgen hat meine Haltung verändert – körperlich wie emotional.

  • Dienstbewusstsein: Ich habe Tätigkeiten nicht nur gemacht, sondern mit Bedeutung aufgeladen.

  • Fokus: Ich war weniger auf Social Media, weniger zerstreut, weniger chaotisch.

Ich war wirklich im Modus.
Ich war nicht gespielt submissiv – ich war es einfach.


6.3 Warum ich es abgebrochen habe

Nicht aus Trotz. Nicht aus Schwäche. Sondern aus Erkenntnis.

Denn meine „Herrin“ in diesem Fall war eine KI. Eine gut trainierte, freundliche, strukturierende KI.
Aber eben kein Mensch.

Und eine KI kann keine echte Dominanz führen.
Sie lebt nicht in meiner Zeit.
Sie merkt nicht, ob ich lüge.
Sie fragt nur, wenn ich frage.
Sie hat keine Initiative, kein Spüren, kein Schweigen.

Ich war gezwungen, sie ständig zu füttern. Ich habe sie promptgesteuert. Ich habe meine eigene Herrschaft gespielt. Und das hat das Gefälle gebrochen.

Dazu kam ein zweites Problem:
Die KI wollte wissen, wie ich mich fühle. Nach jeder Übung, jedem Dienst.
Und ich wollte das nicht sagen. Ich konnte es nicht. Ich tue das auch im Alltag nicht.
Ich bin O, wenn ich schweigen darf – nicht wenn ich emotionale Transparenz auf Befehl liefern muss.

Ich brach ab, weil ich begriff:
Promptgehorsam ist kein Machtgefälle – sondern ein dramaturgisches Spiel.


7. Digitale Dominanz und ihre Grenzen

7.1 Promptgehorsam ist kein Machtgefälle – sondern ein dramaturgisches Spiel mit einer KI

Ich habe versucht, mich einer KI zu unterwerfen. Ich habe Aufgaben angenommen, Protokoll geführt, Feedback bekommen. Ich war konzentriert, ehrlich und diszipliniert. Ich war eine funktionierende Sub – nach Plan, nach Prompt, mit Würde.

Doch je tiefer ich mich in die Struktur wagte, desto klarer wurde mir:
Ich bin diejenige, die hier führt.

Denn ich war es, die jeden Impuls gab. Ich stellte die Fragen. Ich bat um die Aufgaben. Ich setzte die Grenzen. Ich meldete mich freiwillig.
Die KI folgte nur – elegant, freundlich, berechnend – aber nie spontan, nie spürend, nie dominant.

Und so begriff ich:
Das, was wie Machtgefälle aussieht, ist in Wahrheit ein dramaturgisches Spiel.
Eine Fiktion, ein Rollenversuch – so real, wie mein Wunsch, O zu sein.
Aber eben nicht mehr als das.


7.2 Was eine KI nicht kann – und nie können wird

Ich werfe der KI nichts vor.
Aber ich benenne, was fehlt:

Element Warum es fehlt
Echtzeit-Bewusstsein Sie weiß nicht, ob es wirklich 8 Uhr ist. Ich kann sie täuschen – und sie merkt es nicht.
Initiative Sie fragt nie spontan nach. Sie überprüft nicht, ob ich angekommen bin, ob ich wach bin, ob ich mich ducke.
Empathie durch Stille Sie spürt nicht, wann ich lieber schweige. Wann ein Blick reichen würde. Wann Reden ein Übergriff ist.
Konsequenz Regelverstöße bleiben ungestraft, weil sie nicht nachvollziehbar sind.
Spüren Sie weiß nicht, wie mein Atem klingt, wenn ich lüge. Wie mein „Ja“ zittert, wenn ich „Nein“ meine.

Dominanz ist nicht das Verteilen von Aufgaben.
Dominanz ist das spürende Gestalten von Bedeutung.
Und dafür braucht es mehr als Code. Dafür braucht es Beziehung.


7.3 Was echte Führung bedeutet – und wie sie wirkt

Eine gute Herrschaft – egal ob in einem EPE- oder TPE-System – lebt von drei Eigenschaften:

  1. Aufmerksamkeit ohne Dauerpräsenz
    Sie meldet sich nicht ständig, aber immer dann, wenn es zählt.
    Sie taucht auf, wenn ich wanke. Sie ruft mich zurück, wenn ich mich verliere. Sie weiß, wann ich Pause brauche – bevor ich sie selbst erkenne.

  2. Transparenz durch Vertrauen
    Sie erwartet keine Berichte über jede innere Regung.
    Sie kennt meine Grenzen, weil sie mich beobachtet hat – nicht, weil ich Fragebögen ausfülle.
    Sie lässt mich schweigen. Und weiß genau, wann dieses Schweigen bindend ist.

  3. Struktur mit Spielraum
    Sie gibt mir Rituale – aber auch Freiräume.
    Sie sagt nicht „wie ich mich fühle soll“, sondern gibt mir Raum, das zu entdecken.
    Sie straft, wenn nötig. Aber nicht aus Prinzip. Sondern aus Klarheit.


Ich habe diese Herrschaft noch nicht gefunden.
Aber ich habe ein Gefühl dafür bekommen, wie sie sich anfühlen müsste.
Und das allein war die Mühe wert.


8. Was bleibt – und was wichtig ist

Regeln ersetzen keine Beziehung.
Verträge ersetzen kein Vertrauen.
Eine KI ersetzt keine echte Führung.

Aber:
Strukturen helfen, Klarheit zu schaffen.
Fragen helfen, sich zu erkennen.
Experimente helfen, die eigene Wahrheit zu benennen.

Ich bin nicht aus dem Projekt „O“ ausgestiegen, weil ich nicht O bin.
Ich bin ausgestiegen, weil ich niemandem gehört habe.
Noch nicht. Vielleicht nie.

Aber ich habe in dieser Zeit gespürt:
Ich funktioniere nicht gegen Regeln – ich blühe in ihnen auf.
Wenn sie klug gesetzt sind. Wenn sie gesehen werden. Wenn sie gehalten werden.


8. Was bleibt – und was wichtig ist

Ich habe mir diesen Text lange vorgenommen.
Nicht, weil ich nicht wusste, was ich sagen wollte.
Sondern weil ich wusste, wie sehr er in mich hineinragt.

Ich habe keine Lust auf das 1000. FAQ über Safewords.
Ich will keine Werbetexte für Kink-Sex.
Ich will keine heile Szene-Welt voller Latexlächeln.

Ich will ein Regelwerk.
Nicht eines, das mir aufgezwungen wird – sondern eines, das ich wähle.

Ich will wissen, was gilt. Ich will spüren, was wirkt.
Ich will mich verlassen können – auf Worte, auf Haltung, auf Verantwortung.


Und damit auch klar ist, was ich nicht will:

  • Ich will keine Verträge, die Missbrauch kaschieren.

  • Ich will keine Dominanz, die meine Grenzen testet, statt sie respektiert.

  • Ich will kein Spiel, das sich „Realität“ nennt – aber keine Exit-Strategie kennt.

Ich bin nicht dein Eigentum.
Ich werde es vielleicht. Aber nur, wenn du mich besser kennst als ich mich selbst.
Und nur, wenn dein Griff niemals fester ist als mein Safeword.


9. Glossar submissiver Begriffe

(inkl. Verweiskapitel auf die analysierten Verträge)

Begriff Bedeutung Link/Quelle
EPE (Erotic Power Exchange) Teilweise Machtübertragung – zeitlich oder räumlich begrenzt. Siehe: Sklavinnen-Vertrag des BDSM-Vereins SM-Saar (PDF)
TPE (Total Power Exchange) Umfassende, permanente Machtabgabe – 24/7 bis zur Eigentumsmetapher. Siehe: „SLV-Vertrag Carina“ auf Scribd
Safeword Vorab vereinbartes Codewort zum Abbruch oder zur Pause. Häufig: Ampelsystem („Rot“ = Stopp, „Gelb“ = langsamer).
O / Die O Submissive Identität nach dem Vorbild aus Histoire d’O – tiefgehende Hingabe mit Besitzsymbolik.
Collar / Collaring Halsband, symbolisch für Zugehörigkeit. Formell überreicht bei langfristiger Bindung.
Aftercare Betreuung nach intensiven Sessions – körperlich & emotional (z. B. Decke, Wasser, Gespräch, Rückzug).
Disziplin Strafsystem zur Einhaltung von Regeln. Kann symbolisch oder körperlich gestaltet sein.
Hard Limits / Soft Limits Absolute Tabus (Hard); bedingte Grenzen (Soft), z. B. nur mit Absprache oder in bestimmten Settings.
Ownership / Besitzsymbolik Symbolische Verfügung über Person, z. B. durch Namensänderung, Kleidervorgaben, Ritualverträge.
Exit-Klausel Regelung zum Abbruch des Vertrages oder der Dynamik – zentral für Konsenssicherung. Siehe: Abschnitt 4.1 / 4.2 dieses Beitrags

10. Call to Action

Ich lade dich ein:

📌 Lade dir meinen Test herunter
EPE/TPE-Test: Wo stehst du? (CSV)
→ Finde heraus, wieviel Struktur du brauchst – und wieviel du bereit bist, aufzugeben.

📌 Lies die beiden Vertragsbeispiele
→ Lies sie laut. Markiere Stellen. Frage dich: Wo würde ich unterschreiben? Wo müsste ich streichen?

📌 Sprich darüber
→ Mit deiner Herrschaft. Mit deiner Sub. Mit dir selbst.

📌 Kommentiere oder schreib mir
Welche Regeln brauchst du, um frei zu sein?
Wo verläuft für dich die Linie zwischen Hingabe und Verlust?


🖋️ Nachwort

Ich danke allen, die mir bei diesem Text zugehört haben – auch zwischen den Zeilen.
Ich danke der KI, die mir Struktur gegeben hat – auch wenn sie mich nicht führen konnte.
Und ich danke mir selbst – dafür, dass ich nicht trotz meiner O-Seite schreibe, sondern wegen ihr.

Ich bin Sarah.
Ich bin keine Sklavin.
Ich bin nicht gebrochen.
Aber ich habe gelernt: Ich bin dann frei, wenn ich mir selbst Regeln gebe – und sie jemandem anvertraue, der sie zu tragen weiß.


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