Die Reise, die ich als trans Frau in den letzten Jahren durchlebt habe, ist nicht nur eine äußere Transformation, sondern auch eine tiefgehende innere Veränderung. Es ist eine Reise voller Herausforderungen, Erkenntnisse und Triumphe. Doch diese Reise ist kein Selbstzweck, sondern ein klarer Weg zu einem Ziel. „Das Ziel ist das Ziel“ – das ist mein Leitspruch, der mich durch diese Zeit getragen hat. Oder, wie es in „The Mandalorian“ so treffend heißt: „Das ist der Weg!“
Der juristische Teil der Transition
Die juristische Transition war der erste große Schritt. Für mich war es essenziell, dass mein Name und mein Geschlecht auch amtlich korrekt geführt werden. Das alte Transsexuellengesetz (TSG) hat mir dabei den Rahmen gegeben, auch wenn es mittlerweile vom Selbstbestimmungsgesetz abgelöst wurde.
Die juristische Anerkennung verlief für mich vergleichsweise reibungslos, wenn auch nicht ohne die üblichen Hürden. Zwei psychologische Gutachten und ein Urteil waren erforderlich. Die Begutachtungen fanden im Frühjahr und Sommer 2020 statt, und im September 2020 wurde mein Urteil rechtskräftig. Endlich durfte ich amtlich „Sarah Jessica Susanne Mewes“ sein, geboren als Frau.
Was für viele nur ein administrativer Akt ist, war für mich ein tiefgreifender Moment der Bestätigung. Die erste amtliche Anrede mit „Frau Mewes“ hat mir mehr gegeben, als Worte es ausdrücken können. Es war das erste Mal, dass meine Identität in der Außenwelt genauso selbstverständlich war wie für mich selbst.
Die medizinische Transition: Ein langer Weg
Nach der juristischen Anerkennung folgte die medizinische Transition – ein komplexer Prozess, der Geduld und Durchhaltevermögen erfordert. Zwei Jahre Hormonersatztherapie (HET) sind die Mindestvoraussetzung für die Kostenübernahme einer geschlechtsangleichenden Operation durch die Krankenkasse.
Die HET hat meinen Körper verändert, mir Brüste gegeben und meine Gesichtszüge weicher gemacht. Aber für mich war von Anfang an klar, dass dies nur ein Teil der Reise sein kann. Die Neovulva, die geschlechtsangleichende Operation, war für mich immer das Ziel. Nur so kann ich mich mit meinem Körper vollständig im Einklang fühlen.
Die Begutachtungen und medizinischen Prüfungen waren umfangreich. Von kardiologischen Untersuchungen über urologische Begutachtungen bis hin zu psychologischen Indikationen wurde sichergestellt, dass ich bereit für den Eingriff bin. Es war ein Prozess, der mir viel über mich selbst beigebracht hat.
Vorbereitung auf die Operation
Die Vorfreude auf den großen Tag ist bei mir riesig – nicht aus Angst, sondern aus Überzeugung. Die Operation ist der Schlusspunkt einer langen Reise. Es ist der Moment, in dem ich unter die Bettdecke schauen kann und weiß: Jetzt ist alles so, wie es immer sein sollte.
Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn nicht alles wie geplant verläuft. Doch ich habe für mich entschieden, dass ich mit jeder Form von Ergebnis zufrieden sein werde, solange es meinen äußeren Körper harmonisiert. Der Fokus liegt auf dem Ziel – und ich weiß, dass meine Chirurgin und ihr Team alles tun werden, damit ich mich mit dem Ergebnis wohlfühle.
Herausforderungen und Erkenntnisse
Die Transition hat mich auf vielen Ebenen wachsen lassen. Ich musste lernen, dass nicht alle Menschen in meinem Leben diesen Weg mit mir gehen konnten – oder wollten. Einige Freundschaften haben diese Veränderung nicht überlebt. Doch dafür sind neue, wertvolle Menschen in mein Leben getreten.
Es ist ein schmerzhafter, aber wichtiger Prozess, zu akzeptieren, dass man nicht alle mitnehmen kann. Wer mich nicht als die Frau akzeptiert, die ich bin, hat keinen Platz in meinem Leben. Doch ich trage keinen Groll – es ist ein natürlicher Prozess, der Teil des Weges ist.
Die Bedeutung von Netzwerken und Ressourcen
Eine Transition geht nie allein. Unterstützung durch Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intersexualität (dgti) und den Bundesverband Trans (BVT)* war für mich essenziell. Hier finden Betroffene nicht nur rechtliche Informationen, sondern auch Unterstützung durch Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Für alle, die sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchten, verlinke ich hier relevante Ressourcen:
- Transsexuellengesetz (nichtamtliche Fassung): https://www.gesetze-im-internet.de/tsg/
- Selbstbestimmungsgesetz (Erklärung Bundesverband Trans): https://www.bundesverband-trans.de/sbgg-verabschiedet/
- Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intersexualität (dgti): https://www.dgti.org/
Rückblick und Ausblick
Meine Transition ist eine Reise mit klar definierten Etappen. Die juristische und medizinische Anerkennung waren für mich keine Wahl, sondern Notwendigkeit. Sie markieren den Weg zu einem Ziel, das für mich existenziell ist. Und jetzt stehe ich kurz vor diesem Ziel.
Doch ich bleibe trans. Diese Identität werde ich nie ablegen – und das ist gut so. Meine Transition hat mir nicht nur ein neues Leben gegeben, sondern mich auch stärker und selbstbewusster gemacht. Und so blicke ich mit Freude auf das, was kommt. Denn das Ziel ist das Ziel. Und das ist der Weg. Mein Weg.