Dating & BDSM als trans Frau – Mein Weg zu Sichtbarkeit und Tiefe


Sarah, eine Plus-Size-Frau mit schwarzem Cat-Eye-Brille und O-Ring-Halsband, trinkt eine Limonade vor einem bunten Obststand.

Das Leben als trans Frau ist ein Weg voller einzigartiger Erfahrungen – manche sind erfüllend, andere herausfordernd. Besonders intensiv erlebe ich diese Vielfalt im Kontext von BDSM und Dating. Heute möchte ich dich in meine Welt mitnehmen – offen, ehrlich und ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Es geht nicht darum, Patentrezepte zu liefern oder Schablonen zu entwerfen. Jede Geschichte ist individuell – dies hier ist meine.

Meine Perspektive auf BDSM und Dating

Ich identifiziere mich als bisexuelle, polygame trans Frau. Das bedeutet für mich: Ich öffne mein Herz sowohl für Männer als auch für Frauen – wobei meine romantische Anziehung vor allem Männer betrifft. Doch unabhängig vom Geschlecht wünsche ich mir eines: gesehen zu werden. Nicht als Kategorie, nicht als Projekt, sondern als ganzer Mensch.

Diese Sehnsucht nach echter Begegnung zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Gerade im BDSM-Kontext habe ich viel darüber gelernt, was es bedeutet, sich hinzugeben – und was es bedeutet, jemanden wirklich zu führen.

Was Dominanz für mich bedeutet

Dominanz wird oft missverstanden. Viele Menschen setzen sie mit Härte, Strenge oder sogar Kälte gleich. Doch für mich bedeutet Dominanz etwas ganz anderes: Fürsorge, Klarheit, emotionale Stabilität und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für den Ablauf eines Spiels, sondern für das emotionale Wohl beider Beteiligter.

Ich habe Männer kennengelernt, die sich selbst als „dom“ bezeichnen, aber bei genauerem Hinsehen lediglich auf der Suche nach einem Ventil für sadistische Impulse sind – ohne Rücksicht auf emotionale Tiefe, Konsens oder die Bedürfnisse der anderen Person.

Hier liegt ein wichtiger Unterschied, den ich für mich klar ziehe:

  • Dominanz bedeutet für mich, Führung, Verantwortung und Schutz zu übernehmen.

  • Sadismus bedeutet, Freude an der Zufügung von Schmerz zu empfinden.

Beides kann zusammen auftreten – muss es aber nicht. Und nicht jede submissive Person ist automatisch masochistisch.

Ich selbst bin keine Masochistin. Ich bin bereit, begrenzte Formen von Schmerz zu akzeptieren, wenn sie Teil einer liebevollen, respektvollen Dynamik sind – doch mein Fokus liegt auf Hingabe und emotionaler Tiefe, nicht auf Schmerzlust.

Submissivität als Stärke

Meine Submissivität verlangt nach einem Gegenüber, das sich selbst kennt. Ich bin nicht auf der Suche nach jemandem, den ich anleiten oder ausbilden muss. Ich wünsche mir jemanden, der weiß, was er will – und bereit ist, gemeinsam mit mir diese Tiefe zu erkunden. Jemanden, der mich nicht „erziehen“ möchte, sondern meine Bereitschaft zur Hingabe mit Respekt begegnet.

Diese Form von Sub-Sein ist nicht passiv. Sie ist nicht schwach. Sie ist bewusst gewählt, durchdacht, gefühlt. Sie verlangt nach Vertrauen, nach Ehrlichkeit und nach dem Mut, sich selbst zu offenbaren – mit all den Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten, die dazugehören.

Und genau hier beginnt oft der innere Konflikt: Denn als trans Frau bringe ich eine Lebensrealität mit, die viele Menschen noch nicht verstehen – oder nicht verstehen wollen.


Dating als trans Frau: Verletzlichkeit und Stärke

Dating als trans Frau ist nicht einfach – aber es ist auch nicht unmöglich. Es ist ein Feld voller Missverständnisse, Projektionen, Vorurteile und Überraschungen. Und es ist vor allem: ein Ort, an dem ich lerne, meine Grenzen klar zu kommunizieren – aber auch meine Wünsche.

Vor der Transition war Dating einfacher – oder?

Manchmal frage ich mich, ob es früher einfacher war. Vor meiner sozialen Transition. Vor dem Coming-out. Vor der Hormontherapie. Und ja – in gewisser Weise war es das. Denn damals war ich „lesbar“. Ich entsprach den Erwartungen, zumindest oberflächlich. Ich wurde als Mann wahrgenommen – obwohl ich keiner war. Aber das machte es manchen Menschen leichter, mich einzuordnen.

Heute ist das anders. Heute bin ich sichtbar. Und mit dieser Sichtbarkeit kommt ein neues Maß an Verletzlichkeit – aber auch an Klarheit.

Wenn ich meine Wahrheit ausspreche

In der Realität bedeutet das:

  • Manche Männer verlieren das Interesse, sobald sie erfahren, dass ich noch nicht operiert bin.

  • Andere wiederum suchen speziell das „Besondere“ – aber oft auf eine fetischisierende Weise, die mich als Person unsichtbar macht.

  • Wieder andere denken, ich sei „verwirrt“ oder „nicht weiblich genug“.

Und dann gibt es die, die schweigen. Die ghosten. Die plötzlich verschwinden, ohne Erklärung. Manchmal sogar nach intensiven Gesprächen, in denen ich das Gefühl hatte, gesehen zu werden. Diese plötzliche Unsichtbarkeit schmerzt.

Mein Umgang damit? Radikale Ehrlichkeit von Anfang an.

Ich habe gelernt, dass Offenheit schützt – mich und mein Gegenüber. Ich kommuniziere klar, was ich mir wünsche, wer ich bin und was ich nicht bin:

„Mein Körper ist Teil meines Lebens, aber nicht seine Definition.“

Ich setze meinen Penis nicht aktiv in der Sexualität ein. Wer mich kennenlernt, trifft auf eine Frau – keine Ausnahmeerscheinung, kein Experiment, kein „besonderer Fall“.

Und dennoch: Ich bin mir bewusst, dass meine Existenz Fragen aufwirft. Für manche bin ich eine Herausforderung, für andere eine Inspiration – und für wieder andere einfach nur ein Mensch.


Meine Körperlichkeit – zwischen Selbstannahme und gesellschaftlichem Blick

Ich bin nicht operiert. Noch nicht. Vielleicht nie. Und das ist okay. Aber ich merke immer wieder, wie sehr mein Körper zugleich mir gehört – und trotzdem Projektionsfläche für andere ist.

Der Druck, „fertig“ zu sein

Es gibt diesen gesellschaftlichen Druck, als trans Frau „fertig“ sein zu müssen. OP, Pass, Stimme, Kleidung, Bewegungen – alles soll stimmig sein, makellos, ideal. Doch so funktioniert Identität nicht. Und schon gar nicht Weiblichkeit.

Ich bin nicht auf dieser Welt, um einem binären Ideal zu entsprechen.

Ich bin hier, um ich selbst zu sein – auch wenn das bedeutet, dass mein Körper manchmal Fragen aufwirft, Unsicherheiten berührt oder Erwartungen nicht erfüllt.

Für mich bedeutet Weiblichkeit nicht, eine bestimmte Form zu haben. Sondern eine bestimmte Haltung – zu mir selbst, zu anderen, zu meinem Begehren.

Und gerade im Kontext von BDSM ist das essenziell. Denn dort geht es um Vertrauen. Und Vertrauen beginnt mit Ehrlichkeit – auch gegenüber sich selbst.


Was ich im BDSM suche – und was nicht

Was ich im BDSM suche, ist tief. Es ist keine oberflächliche Spielart, kein Kick, kein Machtgehabe. Es ist für mich eine Art, mich selbst zu spüren – in meiner Verletzlichkeit, in meiner Stärke, in meinem Wunsch, gehalten zu werden.

Ich wünsche mir einen Partner, der seine Dominanz nicht als Maske trägt, sondern sie als Teil seines Wesens lebt. Jemand, der versteht, dass echte Führung bedeutet, auch sich selbst führen zu können – mit Klarheit, Reife und Weitsicht.

Ich habe zu oft erlebt, dass dominante Männer glauben, sie müssten mich „brechen“, um meine Hingabe zu gewinnen. Doch Hingabe ist kein Preis für Gewalt. Sie ist ein Geschenk. Und sie wird nur dort wirklich, wo ich mich sicher fühlen kann.

Zwischen Konsens und Grenzerfahrung

BDSM bedeutet für mich auch, meine Grenzen zu erforschen – aber immer auf der Basis von Konsens, Kommunikation und Achtsamkeit. Ich glaube nicht an starre Rollenzuweisungen. Ich glaube an Dynamiken, die sich entwickeln, wachsen, sich verändern dürfen. An Rituale, die Halt geben. An Sprache, die verbindet. An Blicke, die mehr sagen als tausend Worte.

Und ich glaube an die Kraft von Safe Words, von Aftercare, von echten Gesprächen nach intensiven Sessions. Denn gerade für Menschen wie mich – die oft mit Traumata, Ausgrenzung oder Misstrauen kämpfen – ist ein geschützter Raum kein Luxus, sondern eine Voraussetzung.

Dating-Plattformen, Speed-Dating, Realität

Im Jahr 2025 habe ich mir vorgenommen, mich wieder mehr in reale Begegnungen zu begeben. Speed-Dating-Events in Köln stehen auf meiner Liste – nicht, weil ich mich vergleichen oder „bewerben“ möchte, sondern weil ich spüren will, ob echte Verbindung entsteht, wenn man sich gegenübersteht.

Online-Plattformen haben ihre Vorteile. Aber sie haben auch Schattenseiten – besonders für trans Frauen. Oft werde ich dort entweder ignoriert oder fetischisiert. Die Kategorien sind binär, die Filter oberflächlich, die Erwartungen seltsam verschoben. Manche Männer schreiben mir, ohne mein Profil gelesen zu haben. Andere tun so, als wollten sie etwas Echtes – und entpuppen sich dann als Touristen in meiner Lebensrealität.

Ich frage mich oft: Wie viele Frauen müssen trans Frauen noch sein, bis sie als Frauen gelten?

Community, Sichtbarkeit, Schamfreiheit

BDSM ist für mich auch Community. Austausch. Sich zeigen dürfen. Ohne sich erklären zu müssen.

Ich will 2025 wieder auf Playpartys gehen, an Stammtischen teilnehmen, mich mit anderen vernetzen. Ich will mich zeigen – nicht, weil ich Aufmerksamkeit suche, sondern weil Sichtbarkeit Verbindung schafft.

Ich bin keine Schablone. Ich bin nicht „die trans Sub“, nicht „die mit dem anderen Körper“. Ich bin Sarah. Und ich bin eine Frau mit eigenen Grenzen, eigenen Sehnsüchten, eigenen Stärken.

Das braucht Raum. Und manchmal auch den Mut, Räume zu verlassen, die mir diesen Raum nicht geben.

Von „Ansprüchen“ und inneren Werten

Manchmal, wenn ich erzähle, was ich mir wünsche, höre ich: „Du bist zu anspruchsvoll.“

Doch das bin ich nicht. Ich bin nur klar.

Ich suche:

  • Respekt, nicht Toleranz

  • Ehrlichkeit, nicht Höflichkeit

  • Achtsamkeit, nicht Kontrolle

  • Tiefgang, nicht Theater

Ich will kein Schauspiel. Keine Rollenspiele ohne Seele. Ich will keine Beziehungen, die in Scripts enden. Ich suche echte Berührbarkeit – auch im Machtgefälle.

Was Authentizität wirklich bedeutet

Authentizität ist für mich kein Modewort. Es ist ein Lebensprinzip. Und vielleicht ist das der größte gemeinsame Nenner zwischen meinem Dasein als trans Frau und meiner Rolle als Sub: Beide verlangen Ehrlichkeit. Mut. Verletzlichkeit.

Ich kann meine Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Ich will es auch nicht. Sie gehört zu mir. Genauso wie mein Körper, meine Stimme, meine Entwicklung.

Ein Partner, der mich nicht mit all dem annehmen kann, ist kein Partner. Sondern ein Zuschauer.

Und ich habe beschlossen: Mein Leben ist keine Bühne mehr. Sondern ein Zuhause.


Die Suche nach echter Verbindung

Ich glaube daran, dass es Menschen gibt, die bereit sind, wirklich hinzusehen. Menschen, die nicht erschrecken, wenn ich ihnen meine Wahrheit zeige. Menschen, die meine trans Identität nicht als Problem oder Fetisch betrachten, sondern als einen Teil dessen, was mich ausmacht.

Ich glaube an Männer, die Submissivität nicht als Schwäche, sondern als Stärke begreifen. Die wissen, dass Hingabe nicht bedeutet, weniger zu sein – sondern mehr zu zeigen. Mehr Vertrauen, mehr Gefühl, mehr Präsenz.

Und ich glaube an Doms, die nicht in erster Linie nehmen wollen – sondern halten können. Doms, die zuhören. Die da bleiben, wenn es verletzlich wird. Die wissen, dass Dominanz nicht das Gegenteil von Empathie ist – sondern deren tiefste Form.

Was ich suche, ist nicht perfekt. Es ist nicht glatt oder bequem. Es ist nicht Tinder-kompatibel. Aber es ist echt. Es ist gewachsen. Es ist mutig.

Und vielleicht – vielleicht – ist das genau das, was jemand da draußen gerade auch sucht.

Call-to-Action: Lass uns in Kontakt kommen

Wenn du dich in meinen Gedanken wiederfindest – als Sub, als Dom, als Mensch auf der Suche nach echter Verbindung – dann lade ich dich ein:

Kommentiere, schreibe, frag.
Ich freue mich über Austausch, über Geschichten, über echte Worte.

Vielleicht kreuzen sich unsere Wege. Vielleicht entsteht daraus ein neues Kapitel. Ich bin bereit – bist du es auch?

Du findest mich unter:
🌐 https://sarah-mewes.tv
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Glossar: Begriffe im Kontext von BDSM und trans Sein

BDSM
Ein Akronym für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“. Es beschreibt ein breites Spektrum einvernehmlicher Praktiken, in denen Macht, Hingabe, Kontrolle und Lust erkundet werden. Mehr Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/BDSM

Dominanz (Dom)
Eine Rolle innerhalb einer BDSM-Dynamik, die Führung, Kontrolle und Verantwortung übernimmt. Echte Dominanz basiert auf Konsens, Klarheit und emotionaler Intelligenz – nicht auf Machtausübung um ihrer selbst willen.

Submissivität (Sub)
Die Bereitschaft, sich in einer einvernehmlichen Dynamik führen zu lassen. Sub-Sein bedeutet nicht Schwäche, sondern erfordert Vertrauen, Selbstreflexion und die Fähigkeit, sich offen hinzugeben.

Sadismus
Die Lust an der Zufügung von Schmerz. Innerhalb von BDSM-Kontexten nur im Rahmen expliziten Konsenses relevant. Nicht jede dominante Person ist sadistisch, nicht jede submissive Person masochistisch.

Masochismus
Die Lust am Erleben von Schmerz. Auch dies kann innerhalb sicherer, einvernehmlicher BDSM-Strukturen praktiziert werden, ist aber keine Voraussetzung für submissives Erleben.

Safe Word
Ein vereinbartes Codewort, mit dem eine Person jederzeit signalisieren kann, dass sie eine Session abbrechen oder pausieren möchte. Zentral für Sicherheit und Konsens. Mehr Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Safeword

Aftercare
Die Phase nach einer BDSM-Session, in der emotionale Rückbindung, Stabilisierung und Pflege stattfinden. Gerade für trans Personen kann sie besonders wichtig sein, um emotionale Verletzlichkeit aufzufangen.

Transition
Der individuelle Prozess, in dem eine trans Person Schritte unternimmt, um im Einklang mit ihrer Geschlechtsidentität zu leben. Das kann soziale, medizinische und juristische Aspekte umfassen.

Trans Frau
Eine Frau, die bei der Geburt als männlich eingeordnet wurde, sich jedoch als weiblich identifiziert. Ihre Weiblichkeit ist real – unabhängig von körperlichen Merkmalen oder OP-Status. Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Transfrau

Fetischisierung
Wenn Menschen auf eine Weise sexualisiert werden, die sie auf einzelne Merkmale reduziert. Im Fall trans Frauen bedeutet dies oft, dass ihr Menschsein übersehen wird – zugunsten eines „besonderen Kicks“.


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